Zum ersten Mal wird ein junger Mann nach Bulabakulu  reisen und dort seinen Freiwilligendienst an der SHAK Junior School leisten. Wir, und natürlich besonders Schuldirektor Saad Luyinda und sein Team, freuen sich auf die Unterstützung aus Deutschland. Anton Mayer aus Markelfingen wird in der kommenden Woche (18.10.2025) zuerst nach Kampala aufbrechen, wo er dann von Saad Luyinda abgeholt wird. In jedem Fall eine spannende Zeit  für Anton,  der hier auf dieser Seite immer wieder aktuell von seinen Erlebnissen an der Schule berichten wird. Wir wünschen ihm viel Freude und Erfolg in Bulabakulu mit wunderbaren, prägenden Erlebnissen!

 

Beitrag vom 22.10.2025
Die ersten drei Tage an der Shak Junior School sind bereits vergangen. Am Samstagvormittag wurde ich von dem lieben Schulleiter Saad Luyinda und seiner Frau am Flughafen in Entebbe abgeholt. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Schule. Der Verkehr, bei welchem wir drei Stunden für 3 Kilometer brauchten, ließ uns allerdings nicht mehr aus Kampala, der Hauptstadt Ugandas, hinaus. Deshalb haben wir die Nacht bei der Familie Luyinda zuhause in Kampala verbracht

Am Sonntagmittag kamen wir schließlich an der Schule in Bulabakulu an. Dort wurde ich vom Schulteam mit einem leckeren ugandischen Essen herzlich willkommen geheißen. Um ehrlich zu sein, war es in der ersten Stunden nicht ganz einfach, mich wohlzufühlen. Denn in Uganda wird man als Gast mit einem beinahe königlichen Empfang begrüßt, was für mich zunächst ungewohnt war. Das ist die Kultur. Als ich dann jedoch mit den Lehrkräften ins Gespräch kam, fühlte ich mich schnell sehr willkommen.

Schon am Sonntag begegnete ich einigen Schülern, die sehr überrascht waren, einen Weißen zu sehen. An diesem Tag übergab ich außerdem den vom SV Markelfingen gesponserten Trikotsatz und die zehn Fußbälle. Die Reaktion des Sportlehrers werde ich nie vergessen. Die anwesenden Schüler zogen die Trikots sofort an und begannen begeistert zu kicken. Was ein Bild!

Am Montagmorgen startet der Unterricht hier immer mit einem gemeinsamen Treffen der ganzen Schule. Dabei wird besprochen, was in der Woche ansteht, und anschließend wird gemeinsam getanzt, um wach zu werden. An diesem Morgen sah ich zum ersten Mal alle 348 Schülerinnen und Schüler – und sie sahen mich. Die Kinder waren tatsächlich aufgeregter als ich. Wie gesagt viele von ihnen hatten in ihrem Leben noch nie bzw. seltenst einen Weißen gesehen.

Nach dieser eindrucksvollen Begegnung gingen die Schüler zurück in ihre Klassenräume. Ich nutzte den Tag mit Saad, um organisatorische Dinge zu klären und mich mit der Schule vertraut zu machen. Am Dienstag ging es dann richtig los: Ich verbrachte den Tag sowie den Mittwoch in verschiedenen Klassen, um einen Einblick in den Unterricht zu bekommen. Meistens war ich im Fach Mathematik dabei, denn genau dieses Fach werde ich ab nächster Woche selbst unterrichten.

Es war sehr interessant zu sehen, wie und mit welchen Mitteln hier unterrichtet wird. Um das Ganze zusammenzufassen:
Die Klassenzimmer sind ähnlich aufgebaut wie bei uns, der große Unterschied liegt jedoch in der Ausstattung. Es gibt kleinere, unbequemere Stühle und Tische, nur eine Tafel zum Unterrichten – keinen Beamer, Tageslichtprojektor oder ähnliches. Arbeitsblätter erhalten die Schüler in der Regel nicht. Auch die Ausstattung der Schüler selbst ist sehr begrenzt: Lineale werden sich oft zu dritt geteilt – nicht, weil jemand seins vergessen hätte, sondern weil schlicht nicht genug vorhanden sind. Aufgabenstellungen müssen die Schüler stets selbst abschreiben und Figuren in Mathematik eigenständig zeichnen – was natürlich schwierig ist, wenn kaum Lineale zur Verfügung stehen.

Die Lehrkräfte hier haben eine sehr starke, aber gesunde Autorität. Sie sind stets gepflegt und gut gekleidet, obwohl die meisten von ihnen in kleinen Hütten leben und täglich dasselbe einfache Mittagessen essen, weil es günstig ist. Auch die Schüler tragen in der Regel ihre Schuluniformen – nur bei manchen reicht das Geld dafür leider nicht.

Die Aufgaben, die sie bearbeiten, sind alle auf Englisch – obwohl in Uganda über 40 verschiedene Sprachen gesprochen werden. Inhaltlich sind die Aufgaben durchaus mit denen in unserem Schulsystem vergleichbar.

Wie bereits angekündigt, sind die Menschen hier unglaublich herzlich. Je länger ich in Bulabakulu bin, desto mehr Gespräche entstehen mit ganz unterschiedlichen Menschen. Auch wenn die Kommunikation manchmal noch etwas schwierig ist – ihr afrikanischer Dialekt trifft auf meinen deutschen –, ist jedes Gespräch unglaublich wertvoll. Die Menschen hier sind sehr inspirierend: Ihre Energie, Höflichkeit und Lebensfreude beeindrucken mich jeden Tag aufs Neue.

Die ersten Tage hier in Bulabakulu haben mir schon mehr gegeben, als ich erwartet hatte. Ich lerne viel über Schule, Gemeinschaft und Dankbarkeit. Ich freue mich auf die kommenden Wochen – auf die Menschen, Gespräche und den Unterricht den ich noch machen darf.

Anton wurde heute (18.10.2025) am Flughafen Entebbe abgeholt.

Beitrag vom 28.10.2025
Nun ist schon über eine Woche vergangen – wie im Flug. Aber mit so vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen, dass es sich auch gut wie ein ganzer Monat anfühlen könnte.

Die letzten zwei Tage der ersten Schulwoche waren Prüfungstage für alle Klassen. Diese finden einmal pro Quartal statt und entscheiden darüber, ob die Schüler in die nächste Klasse versetzt werden. Die Ergebnisse werden allerdings nicht aufgezeichnet – es gibt also kein Zeugnis wie bei uns, in dem die Noten eines ganzen Jahres stehen. Es geht allein darum, die Klassen bis zur Primary 7 (vergleichbar mit unserer siebten Klasse) zu bestehen und in dieser dann die Abschlussprüfung auf nationaler Ebene gut zu meistern.

Die Prüfungen der Primary 7 finden schon in einer Woche statt. Die Anspannung steigt also von Tag zu Tag, und die Schüler lernen wie verrückt. Ich denke, das ist auch ein Grund, warum das Wochenende hier fast wie ein normaler Schultag aussah. Die Prüflinge hatten trotzdem Unterricht und lernten fleißig – vor allem in Mathematik konnte ich ihnen gut helfen, was mich freute.

Ein Teil der Prüflinge und einige andere Schüler schlafen übrigens direkt an der Schule in Übernachtungsräumen. Die anderen werden morgens mit zwei Schulbussen abgeholt und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Diese Busse – ungefähr so groß wie ein VW-Bus – sind mit rund 25 Schülern pro Fahrt ziemlich voll. Da sie immer zwei Runden fahren müssen, um alle abzuholen, starten sie schon um fünf Uhr morgens.

Am Montagnachmittag durfte ich einmal mitfahren. Die Fahrt war ein echtes Erlebnis: TüV wär für den Bus schon seid Jahren nichtmehr drin gewesen und trotzdem ist es so deutlich sicherer, als zu Fuß zu gehen – was die Schüler sonst täglich machen müssten. Fünf Kilometer Fußmarsch, bevor die Schule überhaupt beginnt – unvorstellbar für uns. Genauso unvorstellbar wie die Straßen selbst. Natürlich sind sie nicht geteert, aber dass uns dort ein richtiger Hindernisparcours erwartet, durch die unfassbar unebenen Straßen, hätte ich nicht gedacht.

Auch die Toiletten hier sind für uns Europäer interessant: Denn es gibt keine Toiletten, wie wir sie kennen, sondern einfache Löcher – ich meine es sind sechs Stück auf dem Schulgelände. Für die Schüler, die hier übernachten, gibt es außerdem zwei Außenduschen (eine für Jungen, eine für Mädchen). Einen Duschkopf sucht man vergeblich – man schnappt sich einfach einen Kanister, füllt ihn an einem der Wassertanks und duscht so.

Die Kinder haben sich inzwischen sehr an mich gewöhnt, und wir genießen die Zeit zusammen. Sie haben mir zum Beispiel gezeigt, wie man am besten seine Klamotten wäscht. Ich habe ihnen Kartenspiele und einen Tanz beigebracht. Außerdem waren sie sehr interessiert an meinem Knietraining, was ich aufgrund einer Verletzung machen muss, und haben fleißig mittrainiert – wodurch ich wiederum viel mehr Spaß dabei hatte.

Apropos Training: Sobald die Schule vorbei ist, wird hinter dem Gebäude Fußball gespielt. Die Kinder brauchen hier weder Rasen noch feste Tore oder festes Schuhwerk, um auf beeindruckendem Niveau zu kicken!

Wie schon in meinem letzten Blog geschrieben, kann ich die Zeit hier durch die vielen netten Menschen einfach nur genießen.
Aber es gibt auch Momente – besonders während der Fahrt mit dem Schulbus –, in denen ich Sachen sehe, die mich traurig machen und zum Nachdenken bringen.
Denn wie kann es sein, dass die deutsche Politik Fahrradwege in Peru baut oder ewig über gendergerechte Tierbezeichnungen diskutiert, während hier so eine Armut herrscht, für die Deutschland – beziehungsweise der ganze Westen – zumindest mitverantwortlich ist?

Nicht nur im Unterricht, auch bei der Gartenpflege ist Anton gefragt!